Mariette

Navarro,

Über die See

(Ü: Sophie Beese), Kunstmann 2022, 160 S., 20 Euro

Sie ist Kapitänin auf einem Containerschiff und trägt die Verantwortung für eine tonnenschwere Fracht und eine zwanzigköpfige Crew. Sie, eine Frau Ende Dreißig, hat sich dem Leben auf dem Meer verschrieben und ihren Platz in einer Männerdomäne hart erarbeitet. Als die Besatzung darum bittet, im Meer schwimmen zu gehen, willigt sie gegen ihre Prinzipien ein. Der Motor wird gestoppt, alle Männer fahren in einem Rettungsboot auf die offene See und es bahnt sich einer von vielen Kontrollverlusten dieses Romans an.
Navarro fängt diese Momente kunstvoll und in poetischer Sprache ein. Durch ihre Erzählkraft wird das Schiff zum lebenden Organismus, das Meer zur unbändigen Größe und der Mensch zum kleinen Getriebe dazwischen.