„Ohne Fleisch kein Preisch“

Das Jahr 2017 sollte, trotz G20-Gipfel und sonstigen Zumutungen wie Trump und Erdogan, ein kriminell gutes Jahr für den Buchladen werden, doch sieht es am Anfang so gar nicht danach aus. Pünktlich zum Jahresbeginn erreicht die Großbaustelle im Rahmen der Umgestaltung der Osterstraße, unter der wir schon länger zu leiden hatten, den Buchladen. Absperrgitter werden vor unserem Schaufenster errichtet, die Straße wird in eine Fahrtrichtung gesperrt, der Steinschneider (definitiv unser Unwort des Jahres 2017!) bezieht direkt vor dem Buchladen sein Hauptquartier und verrichtet sein sinistres Handwerk. Baulärm und Schmutz werden fortan zur täglichen Nervenprüfung und halten zwangsläufig einen Teil unserer Kundschaft fern.
Doch obwohl sowohl der FC St. Pauli als auch der Sommer im Folgenden gewaltig schwächeln, sehen wir irgendwann Licht am Ende des Tunnels. Zuerst erhalten wir von der Hamburger Schulbehörde gleich für zwei Jahre den Zuschlag zur Durchführung des Schulbuchgeschäftes. Das sorgt für Planungssicherheit und stählt während der Auslieferungstage unsere Muskeln.
Wenig später verleiht uns Kulturstaatsministerin Monika Grütters im Schloss Herrenhausen zum zweiten Mal in Folge den „Deutschen Buchhandlungspreis“ als eine der besten Buchhandlungen
Deutschlands. Das ehrt uns sehr und ebenso sehr nehmen wir dankend das damit verbundene Preisgeld in Empfang.
Im September dann findet die von uns mitorganisierte Tagung „Krimis Machen 3“ in Hamburg statt und wird ein voller Erfolg. Preisgekrönte Krimiautoren geben sich für Lesungen im Buchladen Osterstraße die Klinke in die Hand. Pünktlich zum Beginn des Weihnachtsgeschäfts wird die Baustelle geschlossen und die neue Osterstraße offiziell eröffnet. Und da der Markt mit obszön großen Flachbildschirmen und sonstigem Elektrospielzeug allmählich gesättigt zu sein scheint, werden wieder echte Bücher verschenkt. Wir halten das für eine gute Idee.
Und schon sind wir in unserem Jubiläumsjahr: 40 Jahre „Buchladen in der Osterstraße“! Das feiern wir mit vielen Lesungen und Veranstaltungen. Denn wir werden auch künftig brennen für diesen Buchladen, weil wir wissen: „Ohne Fleisch kein Preisch!“*
*René Goscinny/Albert Uderzo, Asterix und der Arvernerschild, S. 16.