Hugo

Lindenberg,

Eines Tages wird es leer sein

(Ü: Lena Müller), Edition Nautilus 2023, 168 S., 22 Euro

Der Geruch von Sonnencrème, die Kühle des Meeres, Quallenfaszination, endloses Sandburgbauen, hitzebehäbige Körper. Hugo Lindenbergs zehnjähriger Ich-Erzähler erlebt einen Sommerurlaub in der Normandie der 1980er-Jahre mit seiner Großmutter, die er vergöttert, und seiner Tante. Der Junge ist introvertiert und beobachtet das Strandtreiben anderer Kinder lieber aus der Ferne. Er weiß um sein Anderssein und das seiner Familie (seine Großmutter ist Holocaust-Überlebende), spätestens seit der Äußerung seines Ferienfreunds Baptiste: „Maman sagt, dass ihr Jüden seid.“ Lindenberg nimmt mit diesem poetischen Sommer-Roman gleich zwei Hürden. Er schildert die kindliche Erfahrungswelt authentisch und zeigt auf, wie erlebte Traumata noch bis in die nachfolgenden Generationen wirken.