Giulia

Caminito,

Das Wasser des Sees ist niemals süß

(Ü: Barbara Kleiner), Wagenbach 2022, 315 S., 26 Euro

Am Lago di Bracciano bezieht Gaia mit ihrer Familie eine Sozialwohnung. Der Vater sitzt seit einem Arbeitsunfall im Rollstuhl. Gaia hat einen anarchistischen Bruder und kleinere Geschwister – die Zwillinge, die in Pappkartons schlafen. Ihre Mutter hält die Familie über Wasser. Sie wünscht sich für Gaia eine bessere Zukunft und beschließt, dass Bildung der Ausweg sein soll. Aber Gaia merkt schnell, dass Talent und Ehrgeiz nicht ausreichen, um mithalten zu können. Sie wehrt sich auf eine Art und Weise, dass man beim Lesen immer weniger mit ihr sympathisieren möchte. Das wäre schwer hinzunehmen, gäbe es nicht ihre warmherzige Freundin Iris und ihren Bruder Mariano. Wütend erzählt der Roman von verpassten Chancen für mehr Gerechtigkeit in Italien.