Nastassja

Martin,

An das Wilde glauben

(Ü: Claudia Kalscheuer), Matthes & Seitz 2021, 139 S.

Eine Frau begegnet in der Wildnis Kamtschatkas einem Bären. Es kommt zum Kampf auf Leben und Tod. Unglaublich ist diese wahre Geschichte und unglaublich toll erzählt wird sie von der Frau, die sie erlebt hat. Ohne Authentizitätskitsch nähert sich die Autorin und Anthropologin diesem Gewaltakt, den sie mit 29 Jahren auf einer Forschungsreise überlebt und der sich tief in ihre Psyche und Physis eingeschrieben hat. Seither nennen sie die Ewenen, deren Bräuche und Animismen sie untersuchte, miedka („Person, die die Begegnung mit einem Bären überlebt hat und fortan halb Mensch, halb Bär ist“). Dieses Buch ist überraschend, eindrücklich und schafft den Spagat zwischen Reise- und Forschungsbericht, ethnologischen Ausführungen und psychologisch-philosophischen Betrachtungen über das Kreatürliche und die alles verbindende Natur.