Shichiro

Fukazawa,

Die Narayama-Lieder

(Ü: Thomas Eggenberg), Unionsverlag 2021, 128 S., 20 Euro

In einem abgeschiedenen japanischen Bergdorf führt Orin mit ihrem Sohn Tatsuhei und den Enkelkindern ein entbehrungsvolles Leben. Alltag bedeutet harte körperliche Arbeit, sich dem Normensystem der Gemeinschaft anzupassen und auf ein besseres Morgen zu hoffen. Doch das Morgen bedeutet für Orin Abschiednehmen. Denn mit dem Erreichen ihres 70. Lebensjahres begibt sie sich – wie es die Tradition fordert – auf die Reise zum heiligen Berg Narayama, um zu sterben und ihren Platz im Kreislauf von Geburt und Tod einzunehmen. Zeile für Zeile und mit Ehrfurcht folgt man ihr auf diesem letzten Lebenspfad. Shichiro Fukazawa verarbeitet auf meisterhafte Weise einen japanischen Legendenstoff zu einer zeitlosen Erzählung über das Leben, den Tod und von der Versöhnung mit beidem.