James

Sallis,

Willnot

(Ü: Jürgen Bürger und Kathrin Bielfeldt), Liebeskind 2019, 223 S.

Die Kleinstadt Willnot ist der fiktive Schauplatz im neuen Roman des großen amerikanischen Erzählers James Sallis. Er beginnt als Schlachtplatte („Wie fanden die Leichen zwei Meilen außerhalb der Stadt …“) und entpuppt sich auf den folgenden knapp 200 Seiten als komprimierte und feine Literatur. Im Zentrum dieses – auf die Konventionen des Genres scheißenden Krimis – steht der Arzt Lamar Hale. Um ihn herum kreisen ein ehemaliger Scharfschütze, eine FBI-Agentin, Boulevard-Reporter und Lamars Lebensgefährte Richard. Sallis verhandelt ruhig, präzise und souverän die großen Fragen nach Leben und Tod. Was sollte man auch anderes von jemandem erwarten, der u. a. Puschkin ins Englische übersetzt hat? Ach ja, der Mordfall wird natürlich nicht aufgeklärt. Dafür möchte man sich aber jeden zweiten Satz des Romans am liebsten ausschneiden und an die Wand nageln.