Annie

Ernaux,

Die Jahre

(Ü: Sonja Finck), Suhrkamp 2017, 256 S.

Die 1940 geborene Autorin Annie Ernaux beschreibt sich als „Ethnologin ihrer selbst“. Ihre eigene Geschichte und die Geschichte Frankreichs verbindet sie in ihrer unpersönlichen Autobiografie, die im Original bereits 2008 in Frankreich bei Gallimard erschienen ist. Rückblickend auf die eigene Entwicklung vom Kind zur alten Dame lässt Ernaux die Zeitmarken der französischen Vergangenheit Revue passieren: Nachkriegszeit, Algerienkrieg, Paris 68, Mitterand-Präsidentschaft, die Aufstände in der Banlieue. Das alles verknüpft die Autorin mit intimen eigenen Erinnerungen, verschont dabei weder sich selbst, noch ehemalige Weggefährten und die eigenen Kinder mit kritischen Nachfragen und kreiert so eine literarische Alltags- und Mentalitätsgeschichte, die allerdings eine gewisse Kenntnis der französischen Kultur voraussetzt.